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Volksschauspiele zogen erfolgreiche Bilanz

05.09.2011 09:42
Vor wenigen Tagen gingen die 30. Tiroler Volksschauspiele Telfs zu Ende. Wie aus dem eben veröffentlichten Schlussbericht hervorgeht, hatte das Theater-Event heuer rund 10.400 Zuschauer.
Die Tiroler Volksschauspiele 2011 dauerten vom 22. Juli bis 31. August und boten fünf Stücke sowie im Rahmenprogramm drei Konzerte und einen Kabarettabend. Spielstätten waren das Hosp'n-Haus, der Kleine und der Große Rathaussaal, der Kranewitterstadl und der Eduard-Wallnöfer-Platz.
Die Bilanz, die Obmann Markus Völlenklee nun im Schlussbericht vorlegt, verzeichnet:
* 61 gespielte Veranstaltungen
* 10.400 Zuschauer
* 92% Platzauslastung
Mit allen drei Kennzahlen wurden die Werte des Vorjahres leicht übertroffen.

Im Schlussbericht lässt der Obmann die Ereignisse des Telfer Theatersommers 2011 mit folgenden Worten Revue passieren:
"Zu ihrem 30-jährigen Bestehen haben die Tiroler Volksschauspiele in Telfs mit einem breit gefächerten Programm aufgewartet, das ihr Selbstverständnis in beispielhafter Weise widerspiegelt.
Unterhaltung und Hochkultur trennen sich immer noch schärfer. Die Tiroler Volksschauspiele in Telfs verstehen sich als theatralisches Futter für Kopf UND Bauch. Also Kunst UND Spaß, Analyse UND Rührung, Perfektion UND Schmiere. Und wir tun das weniger um eine Marktlücke zu füllen als weil wir heimlich wissen, dass Theater anders eigentlich gar nicht wirklich geht.
Jeder der drei neuen Vorstandsmitglieder hat sich mit einer eigenen Regiearbeit vorgestellt. Susanne Weber hat mit DIE RÄUBER von Friedrich Schiller eine formal stringente und mitreißende Inszenierung gezeigt. Der Freilichtaufführung vor dem Telfer Hosp'n-Haus, das Karl-Heinz Steck als imposanten Spielort adaptiert hat, war der Wettergott aber leider nicht besonders gnädig. Eine Vorstellung musste wegen Erkrankung eines Hauptdarstellers und eine wegen strömendem Regen abgesagt werden und dass sich Menschen bei Temperaturen zwischen 7 und 12 Grad nachts ins Freie wagten und 2 ½ Stunden durchhielten, spricht für die Qualität der Aufführung, aber die Besucherzahl hat dadurch natürlich gelitten.
Mit AMBROSIA von Roland Schimmelpfennig hat Guntram Brattia eine scharfe Studie über mittelständischen Psychologien geliefert. Die Party als Sinnbild des mentalen Zustands einer bislang tragenden Gesellschaftsschicht - das Stück hat seinen Realitätsbezug deutlich spürbar machen können. Von Publikum und Presse wurde unisono die genaue Inszenierung und das brillante Spiel der Darsteller gelobt.
Mit dem Gastspiel der Theatergruppe der Initiative „Jugendland-Künstlerjugend“ zeigte Markus Plattner, als dritter Neuzugang im Vorstand, einen Aspekt seiner Arbeit als Regisseur, der weniger bekannt ist. Im Zuge der Arbeit an Wolfgang Bauers 68er-Kultstück MAGIC AFTERNOON setzten sich jugendliche Schauspieler unter der Leitung eines professionellen Regisseurs mit dem Thema Langeweile und Gewalt auseinander. Markus Plattner stand außerdem als Darsteller in „Die Räuber“ auf der Bühne.
Ein Novum in der Geschichte der Tiroler Volksschauspiele war die Gemeinschaftsarbeit von Männergesangsverein Telfs, Rockensemble der Musikschule Telfs, Barbara Aschenwald und Markus Völlenklee. Der szenische Liederabend MANNSBILDER unter dem Zeltdach vor dem Rathaussaal, der Freches, Bedenkliches, Bizarres, politisch Unkorrektes und Rührendes über das heutige Männerleben bot, fand großen Zuspruch und so mussten bei jeder Vorstellung mehr Tische und Stühle aufgestellt werden.
Am 30. September wird der musikalisch-szenische Abend noch einmal im Silvretta-Saal von Galtür zu sehen sein.
Zu unserem 30er hat das Berliner Theater am Kurfürstendamm mit der legendären Komödie DER RAUB DER SABINERINNEN in Telfs gastiert. Die Aufführung bestach durch ihre originelle Komik, eine hinreißende Katharina Thalbach, ein glänzendes Ensemble, aber auch durch seinen respektvollen, aber unverschämten Umgang mit der alten Kunst der Komödie. Theater kann ein Publikum manchmal auch glücklich machen - im günstigsten Fall ohne es für dumm zu verkaufen. Bei den „Sabinerinnen“ wars so.
Das Rahmenprogramm: Drei Konzerte, und ein Soloauftritt. Zwei Konzerte erinnerten an den vor 10 Jahren verstorbenen Werner Pirchner, der den Volksschauspielen durch mehrere Arbeiten verbunden war. Das Wiener Quartett AIRstaunlich gastierte in der Telfer Heilig-Geist-Kirche bei freiem Eintritt mit sakraler Musik von J. S. Bach und W. P. Pirchner. AKKOSAX (= Siggi Haider und Hannes Sprenger) gab ein Konzert mit Pirchner-Musik und eigenen musikalischen Weiterentwicklungen, bei dem Felix Mitterer über den großen Tiroler Musiker erzählte.
Ein Konzert mit LIEDERN AUS DER UNTEREN SCHUBLADE der Telfer Musikanten RATZFATZ. (= Frajo Köhle, Hermann Schwaizer-Riffeser, Gerald Walser und Jakob Köhle.)
Gregor Bloéb trat mit DIE GROSSE GREGOR BLOEB NEVER-COMEBACK-SHOW im Rathaussaal auf.
Wir glauben, mit den Spielen 2011 einem Volkstheater näher gekommen zu sein, das „unterhält aber nicht unten hält“ und freuen uns über die einhellig gute Resonanz bei Presse und Publikum.
Ausdrücklich möchte ich mich bei den Damen und Herren der Presse bedanken, die die Spiele 2011 mit großer Aufmerksamkeit begleitet haben. Danke!
In diesem Sinne: Auf in die Tiroler Volksschauspiele 2012!"
(sd/Foto: Dietrich)

Unser Foto zeigt Volksschauspielobmann Markus Völlenklee (5. v. l.) beim Schlussapplaus einer Aufführung von "Der Raub der Sabinerinnen" im Telfer Rathaussaal. Links neben Völlenklee: Katharina Thalbach.