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Künstler und Mythologe Heinrich Tilly feiert Neunziger

10.05.2021 17:20

Nach der langen coronabedingten Unterbrechung hat Bürgermeister Christian Härting seine Gratulationsbesuche bei den Telfer Neunzigern jetzt wieder aufgenommen - natürlich unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen. Der erste persönlich überbrachte Glückwunsch hatte gleich einen prominenten Adressaten: Am Montag feierte Prof. Heinrich Tilly im Pflegeheim Telfs-Wiesenweg seinen 90. Geburtstag!

Bestens gelaunt stieß der Telfer Künstler und Mythologe mit dem Gemeindechef auf den runden Geburtstag an und nahm die herzlichen Glückwünsche entgegen. Der am 10. Mai 1931 in Telfs geborene akademische Bildhauer und Maler widmet sich in den vergangenen Jahren vor allem der Fasnachtsforschung und informierte Bürgermeister und Fasnachtsobmann Härting auch gleich über seine neuesten Erkenntnisse, für die er die Inspiration vor allem aus der antiken Mythologie schöpft. Er überreichte Aufzeichnungen, in denen er das Telfer Schleicherlaufen unter anderem als rituelles Überbleibsel einer kultischen Hochzeit aus der Bronzezeit deutet. Mit seinen Studien möchte Tilly die Tiroler Fasnachten vor weiterer Verfälschung bewahren.

Dass die Fasnachtsforschung dem Jubilar ein großes Anliegen ist, das er gern fortgesetzt sehen würde, betonte er mehrfach. Als Wunschkandidat dafür nannte er den kürzlich in den Ruhestand getretenen Bezirkshauptmann und Eselführer der „Wilden“ Herbert Hauser.

Prof. Heinrich Tilly hat an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert und war jahrzehntelang als Bildhauer, Maler und Kunsterzieher tätig. Er blickt auf ein reiches schöpferisches Leben zurück. Vielerorts in Tirol kann man seine Werke bewundern und auch in Telfs ist sein Schaffen mit einem guten Dutzend Skulpturen und Malereien öffentlich präsent – vom Fresko auf der Ematkapelle über den Hl. Nepomuk bei der Innbrücke und dem „Mundenschafer" an der Saglstraße bis zum "Schamanen" beim Sportzentrum.

Legendär sind sein Vorschlag für "Weiße Mander" an der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße und ein kühner Entwurf für den Wiederaufbau des World Trade Centers in New York. Talent für dramatische Auftritte bewies der Mythologe bei der Josefi-Versammlung der Fasnacht im Jahr 2000, als er auf den Tisch sprang und lautstark seinem Ärger über Fehlentwicklungen beim Schleicherlaufen Luft machte.

Als besonderes Vermächtnis, das den Kreis zu seinem Lebensthema Fasnacht schließt, sieht der Jubilar sein jüngstes Werk, die „Große Telfer Papierfasnacht“. Diese lässt mit einer Vielzahl von ausdrucksstarken Figuren, die nach Art einer Krippe aufgestellt werden können, das Telfer Schleicherlaufen auf faszinierende Weise lebendig werden. Ein vollständiges und vom Künstler selbst bemaltes Exemplar der „Papierfasnacht“ ist im Telfer Fasnacht- und Heimatmuseum im Noalfhaus zu sehen.

Stolz ist Tilly, dem 2014 das Ehrenzeichen der Marktgemeinde Telfs verliehen wurde, auch auf den prächtigen Bildband, den die Gemeinde vor zehn Jahren zu seinem Achtziger herausgebracht hat und der sein Leben und Werk eindrucksvoll dokumentiert.

Im Bild: Beim Gratulationsbesuch informierte Prof. Tilly Bürgermeister Christian Härting ausführlich über seine neuesten Erkenntnisse zu den Ursprüngen der Telfer Fasnacht.


Fotos unten:

1. Prof. Heinrich Tilly bei der Verleihung des Ehrenzeichens der Marktgemeinde Telfs im Jahr 2014.

2. Der junge Bildhauer in den Sechzigerjahren mit seinem Werk „der Mundenschafer“.

3. Der Künstler mit seinem jüngsten großen Werk, der „Papierfasnacht“.

(Fotos: MG Telfs/Dietrich, Auer)