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Finanzausgleich für Volksschauspiele 2021

02.07.2022 19:05

(Zu) viele Produktionen und Spielorte, COVID-Auflagen, Wetterpech, der teilweise Ausfall von zugesagten Subventionen und eine zu optimistisch eingeschätzte Auslastung rissen letztes Jahr ein Loch von knapp 114.000,- Euro ins Budget der Tiroler Volksschauspiele gemeinnützige GmbH.  Trotz einiger Diskussionen hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dieses mittels Kapitaltransfer als Abgangsdeckung auszugleichen.

Im Corona-Sommer 2021 waren die Rahmenbedingungen für die erste Spielsaison nach der Neuorganisation alles andere als einfach. Wegen der unsicheren Pandemielage und der damit verbundenen Auflagen hatte der künstlerische Leiter Dr. Christoph Nix auf einen breitbandigen Spielplan mit neun kleineren Produktionen an großteils Open-Air-Spielorten gesetzt. Verena Covi hatte erst im März 2021 als neue Geschäftsführerin der TVSS GmbH. begonnen und musste mit ihrem kleinen Team binnen kürzester Zeit einen Festivalsommer mit 105 geplanten Vorstellungen, dem gesamten Marketing und der Sponsorenakquise auf die Beine stellen.

Aus Fehlern gelernt

„Die Schaffung der Infrastruktur an den Spielorten war aufwändig und teuer, die Stücke waren zu schnell abgespielt, das Wetter leider oft schlecht. Auch haben wir letztlich rund 100.000,- Euro weniger an Subventionen erhalten als kalkuliert“, begründet Covi das negative GuV-(Gewinn-und-Verlust-Rechnungs-)Ergebnis. Die Auslastung sei mit 50 Prozent bzw. 6.000 Besucher/-innen während 6 Wochen weit hinter der zu optimistischen Schätzung von 80 Prozent zurückgeblieben. Trotzdem seien die Außenwirksamkeit und das Feedback auf die Qualität der Spiele 2021 sehr positiv gewesen: „Wir haben aus Fehlern gelernt und wollen die 40 Jahre Kulturbetrieb im Oberland erhalten und als Marke verstärkt auch touristisch als »Must-see« etablieren.“

Einhellige Zustimmung

Auf Empfehlung der Gesellschafterversammlung – bestehend aus dem Telfer Gemeindevorstand – hat der Gemeinderat einer einmaligen Kapitaltransferzahlung von knapp 114.000,- Euro einhellig zugestimmt. Die Bedeckung erfolgt durch Mehreinnahmen aus den Abgabenertragsanteilen. „Wir haben im Langjahresschnitt immer zwischen 200.000,- und 300.000,- Euro zugeschossen. Unser kulturelles Aushängeschild sollte uns das wert sein. Mit dem Finanzausgleich ist die Liquidität für die laufende Spielsaison sichergestellt“, zeigte sich Bgm. Christian Härting (WFT) mit dem Abstimmungsergebnis zufrieden. Außerdem könne man für heuer einen für 2021 nachträglich erhöhten Zuschuss des Landes von 25.000,- abziehen.

Diskussion über NEOS-Idee

Die negative Bilanz der 100-Prozent-Tochter der Marktgemeinde sorgte im Vorfeld des Beschlusses für Diskussionen. Die NEOS-Mandatare GR Stefan Stillebacher und Ersatz-GR Stefan Wirtenberger sprachen sich trotz Bekenntnis zur Wichtigkeit der Kultur-Institution dafür aus, den Volksschauspielen das Geld „im Sinne der Transparenz als eine Art Kredit zur Rückzahlung zu gewähren“. Eine GmbH. müsse in ihrem Wirtschaften eben gewisse Regeln einhalten.

Das hielten die anderen Fraktionen nicht für einen gangbaren Weg. Kulturreferentin Theresa Schromm (GRÜNE): „Die Volksschauspiele gehen in die richtige Richtung. Wir dürfen ihnen nicht noch ein zusätzliches Packerl aufbürden.“ Auch Vize-Bgm. GV Cornelia Hagele (WFT) argumentierte pro einmaliger Abgangsdeckung: „Die Volksschauspiele sollen nicht belastet in die kommenden Jahre gehen. Das ist gut investiertes Geld“. Norbert Tanzer (DEIN T): „Der Neustart war schwer, jetzt ist wichtig, dass Ruhe einkehrt. Mit Gregor Bloéb wird ab Herbst ein guter Mann für die künstlerische Leitung eingesetzt.“

Für eine gewisse Überraschung in ihren Wortmeldungen sorgten die beiden FPÖ-Gemeinderäte Michael Ebenbichler und Wolfgang Gasser: „Wir waren immer kritisch, was die Subventionen für die Volksschauspiele angeht. Aber hier wird auf einem Level gearbeitet, das tirolweit einzigartig ist. Mit Verena Covi haben wir eine der besten Geschäftsführerinnen, die man an Land ziehen kann. Ein Kredit wäre unfair und ist wohl Populismus. Die FPÖ hat Lust auf Kultur gekriegt und das heißt schon sehr viel. Wir werden zustimmen.“

Die Marktgemeinde leistet pro Jahr eine Subvention von 200.000,- Euro für die Volksschauspiele. Allein an Mieten und Kommunalsteuern fließen jährlich Beträge in Höhe von 22.000,- zurück. Gut 50 Leute arbeiten im Sommer für die Schauspiele, sie wohnen, essen und kaufen in Telfs ein. Außerdem ist der Theatersommer ein wichtiger Impulsgeber und Partner mit hohem Regionalbewusstsein für Tourismus, Gastronomie und die heimische Wirtschaft.

Bild oben: Geschäftsführerin Verena Covi stand dem Gemeinderat zum GuV-Ergebnis 2021 Rede und Antwort.

Bild unten: Die 21 Telfer Gemeinderäte votierten nach eingehender Diskussion einstimmig dafür, das vorigjährige Minus in der Kassa der gemeindeeigenen Tiroler Volksschauspiele GmbH. mittels Kapitaltransfer auszugleichen.

Fotos: MGTelfs/Pichler