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Archäologen dokumentieren jahrhundertealten Kanalbau

21.07.2021 12:15

Im Telfer Obermarkt ist eine kurzfristig angesetzte archäologische Ausgrabung im Gang: Beim Ausbaggern für das Wohnbauprojekt der GHS im sogenannten Köll-Areal kam ein Stollen mit einer eigenwilligen, aufwändig gebauten Deckenkonstruktion aus Natursteinen zutage. Es dürfte sich um einen historischen Kanal handeln, der mehrere hundert Jahre alt sein könnte.

Die Anlage erschien dem Archäologen des Bundesdenkmalamts Innsbruck Johannes Pöll so interessant, dass er eine archäologische Untersuchung veranlasste. Diese Sondierung und Dokumentation durch ein Team der Grabungsfirma Ardis ist derzeit – ­parallel zu den Bauarbeiten – im Gang.

Bei dem Stollen handelt es sich sehr wahrscheinlich um das Teilstück eines historischen Kanals, der Wasser aus dem Lummabach zur wirtschaftlichen Nutzung sammelte und weiterleitete. Die Frage ist, ob die aufwändige Anlage zur Energiegewinnung für einen Handwerks- oder Industriebetrieb diente oder Teil des Waal-Systems zur landwirtschaftlichen Bewässerung war.

Die zahlreichen Bäche, die durch Telfs fließen, wurden in früheren Jahrhunderten vielfach zum Antrieb von Mühlen und Maschinen genutzt. Nur einen Steinwurf von der Fundstelle entfernt liegt etwa das älteste Fabrikgebäude der Telfer Textilindustrie, das bereits 1838 entstand und heute u. a. die Musikschule beherbergt.

Der Kanal könnte aber auch deutlich älter sein als die ersten Fabrikbauten. Darauf deuten etwa die gefundenen Keramikscherben hin. Genaueres soll die Auswertung des Fundmaterials und der erhobenen Daten ergeben. Nach Abschluss der Dokumentation wird die Anlage von den Baggern abgeräumt, um für die geplanten Neubauten Platz zu machen.


Im Bild: Beim Abtragen eines Hügels im Köll-Areal im Telfer Obermarkt kam dieser Stollen mit einer gewölbeartigen Deckenkonstruktion ans Licht.

Fotos unten:

Bild 1: Dieses Bild zeigt die Lage des Kanalbaus. Die Öffnung ist im angeschnitteten Hügel hinten, ungefähr in der Bildmitte, zu erkennen.

Bild 2: Die Abdeckung des Kanals besteht zum Teil aus ohne Mörtel zusammengefügten Natursteinen, zum Teil aus Steinplatten.

Bild 3: Keramikscherben wurden in großer Zahl aus dem Erdmaterial geborgen, mit dem der Kanal abgedeckt war. Die ältesten könnten 300 bis 400 Jahre alt sein.

(Fotos: MG Telfs/Dietrich)