Die Tonglerin . . .

. . . Das ist die seinerzeitige Zwölferin, eine Kirchenglocke, die um 12 Uhr mittags zum Gebet läutete. Sie war in der ganzen Umgebung als ausgezeichnete Wetterglocke berühmt, denn sie war hoch geweiht.

Sie trug die Inschrift:
Annamaria heiß ich -
alle Wetter weiß ich -
alle Wetter vertreib ich -
in Telfs bleib ich -
wenn man mich ziecht -
jedes Wetter fliecht.

Die alten Telfer erzählen von ihr, es sei nicht selten vorgekommen, dass das Hagelwetter an der Gemeindegrenze aufgehört habe, wenn sie frühzeitig geläutet wurde. Jäger, die beim Anzug eines Gewitters noch hoch oben im Gamsgebiet jagten, wurden oft von Hexen verfolgt. Sie warfen ihnen Hagelkörner vor die Füße, dass sie nicht mehr vor- noch rückwärts konnten oder schleuderten sie ihnen mit solcher Gewalt ins Gesicht, dass mancher blutete. Die Hexen ließen Steinlawinen los und verursachten gewaltige Sturzbäche.

Setzte aber die Tonglerin mit ihrer lauten Stimme ein, so kreischten die Hexen:
Die Tonglerin brüllt -
ganz wild -,
hinter d' Munde zua -,
laßt's Talfs in Ruah!

Und gleich hörte das Wetter auf. Die Glocke wurde 1902 umgegossen, weil ihre Tonlage mit der der anderen Glocken nicht harmonierte.


Quelle: Mei'r Huamat, Marktgemeinde Telfs, 1997
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