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Bilanz der Volksschauspiele 2015

05.09.2015 20:50

Vor Kurzem sind die Tiroler Volksschauspiele 2015 in Telfs zu Ende gegangen. Obmann Markus Völlenklee hat folgende Rückschau auf das Event veröffentlicht:

Wie man es von den Tiroler Volksschauspielen erwartet, haben wir auch heuer ein Programm geboten, das dem Mainstream nicht die gesamte Gestaltungskompetenz überlässt und sind mit 3 Uraufführungen, einer klassischen Komödie, 3 Konzerten und einer Lesung ins Rennen gegangen:

Am 23.7. hatte eine originär Tiroler Produktion Premiere, Tiroler Autoren, Tiroler Stoff, Tiroler Besetzung, FLIEGENDE HITZEN von Veronika Eberl und Lorenz Gutmann. Klaus Rohrmoser hat mit dem ausschließlich tirolerischen Ensemble einen schrillen, sprachlich authentischen Bilderbogen über die Nachkriegszeit in Nord- und Südtirol und den Frauenmörder Guido Zingerle erarbeitet.

Am 29.7. folgte DER HUND, DER HUND von Georg Ringsgwandl, eine subtil musikalische, poetische Geschichte über das Altwerden, mit der großartigen Christine Ostermayer in der Hauptrolle. Leise und unaufgeregt ist es Susi Weber gelungen, einen berührenden Abend über ein Thema zu gestalten, das wir gerne dorthin verfrachten, wo es den Traum von der eigenen Unsterblichkeit so wenig wie möglich stört. Aber jeder Schrecken hat auch sein Heilendes.

Am 30.7. schloss Katharina Thalbach, die große Berliner Theatermacherin und langjährige Telfs-Sympathisantin, den Uraufführungsreigen ab mit ihrem Brechtlieder-Abend - SCHLIESSLICH BLEIBT MAN JA NICHT IMMER 17 - den sie in Telfs aus der Taufe heben wollte. Das hat uns geehrt und unserem Publikum 2 Stunden erlebter Theatergeschichte beschert und eine Begegnung mit einer großen, charmanten Theaterfrau.

Die Mutter aller Erbschleicher-Komödien, VOLPONE von Ben Johnson, hat, trotz seiner 400 Jahre auf dem Buckel, nichts an Gültigkeit und satirischer Schärfe eingebüßt und nichts an Komik. Ein perfekt eingespieltes Ensemble mit Michael Roll und mir (Markus Völlenklee) in den Hauptrollen hat den perfiden Tanz ums goldene Kalb so witzig präsentiert, dass ein begeistertes Publikum die Kassa klingeln ließ.

Mit zusätzlich 3 Konzerten und 1 Lesung war unser heuriges Programm komplett.
George Ringsgwandl hat mit seiner Band im Kranewitter Stadl vor voller Hütte aufgespielt – unplugged !!!
Die Telfer Musikanten-Familie Köhle hat zusammen mit Lisa Hörtnagl eine umjubelte Rock ‘n Roll-Lehrstunde gegeben.
Und die Jazzer Klaus Dickbauer, Martin Gasselsberger & Wolfi Rainer haben mit ihrem grandiosen Triple Ay Konzert einen bleibenden Eindruck hinterlassen, obwohl es an guten und ambitionierten Musikern in Telfs wahrhaftig nicht fehlt.

Eine kleine, aber umso feinere, Zuhörerschaft, hat sich Gunna Wendts Lesung aus ihrer im Frühling erschienen Biographie über Ruth Drexel hingegeben. Die Erinnerung an Ruth, den langjährigen spiritus rector der Telfer Spiele, haben wehmütig gestimmt aber auch den bisherigen Weg der Volksschauspiele lebendig werden lassen und uns auf unserem Weg ein wenig bestärkt.

Mit unserem Programm haben wir 9000 Besucher, und eine Platzauslastung von insgesamt 81% erreicht.

Zeitgenössisches dramatisches Schaffen zu präsentieren, das sich einem populären Theater verpflichtet fühlt, halten die Tiroler Volksschauspiele für eine ihrer zentralen Aufgaben. Wir wissen, dass in Krisenzeiten wie den unsrigen Komödie und Singspiel die Publikumsfavoriten sind. Trotzdem halten wir es aber für notwendig, immer wieder das Wagnis einzugehen, auch weniger Populäres anzubieten. Es gehen wohl doch mehr Leute ins Theater, die nicht nur dem Mainstream folgen, als man denkt.

Ich danke im Namen aller Mitarbeiter für das Vertrauen unserer Besucher, für die Aufmerksamkeit der Medien und freue mich 2016 auf neue, wieder ganz andere Tiroler Volksschauspiele in Telfs.

Markus Völlenklee
Obmann der Tiroler Volksschauspiele


Bild: Christine Ostermayer in "Der Hund, der Hund".

(Foto: MG Telfs/Dietrich)